Eröffnung:
21. Februar – 19 Uhr
Schirmherrschaft: Torsten Geerdts
Staatsekretär im Ministerium für Inneres,
ländliche Räume und Integration Schleswig-Holstein
Öffnungszeiten:
21. Februar – 13. März 2020
Mi – Fr: 15.00 – 18.00 Uhr,
Sa – So: 11.00 – 17.00 Uhr
Eintritt frei
Rasti Jamal Hasan Hasan
Nabaz Amead Khdr
Samvel Aristakesyan
Milad Tabari
Mahdi Hosseini
Nino Tchapotze
Racheleh Karimi
Erfahrungen von Krieg und Unterdrückung und Hunger
lassen Menschen sprachlos werden. Viele Menschen, die
als Geflüchtete in der Landesunterkunft in Neumünster
ankommen, sind sprachlos. DRK-Psychologin Irina Shirokov
hat über Kunst einen Zugang zu diesen Menschen gefunden.
Viele von ihnen waren schon in ihren Heimatländern kreativ,
einige sind ausgebildete Künstler, haben zum Teil ein
entsprechendes Hochschulstudium absolviert. Ihnen fehlt
etwas, wenn sie nicht kreativ sein können. Und sie können
sich im kreativen Prozess öffnen, mit ihren Ängsten,
Traumata und Verletzungen umgehen, die sie aus ihren
Herkunftsländern oder von den Fluchtwegen mitbringen.
Diese Ausstellung zeigt Werke von Geflüchteten, die im
»Weltflecken« (dem künftigen Namen der Landesunterkunft)
entstanden sind. Sie zeigt: Hinter dem Etikett »Flüchtling«
öffnet sich der Blick auf Menschen mit all ihren Facetten.
Arne Rautenberg, Lehrbeauftragter an der Muthesius
Kunsthochschule in Kiel hat gemeinsam mit Studierenden an
der Vorbereitung dieser Ausstellung mitgewirkt. Und so sind
neben der originären Kunst der Weltflecken-Bewohner in
einem gemeinsamen Projekt Drucke entstanden,
die ebenfalls Teil der Ausstellung werden.
18.02.20
Presse-Mitteilung Landesamt für Ausländerangelegenheiten
Ausstellung „Weltflecken-Kunst“ wird am Freitag eröffnet
Kunstprojekt von Flüchtlingen der Landesunterkunft und der Muthesius Kunsthochschule Kiel stellt in der Bürgergalerie aus.
Schirmherr Innen-Staatssekretär Torsten Geerdts eröffnet am Freitag die Ausstellung
Am Freitag, 21 Februar, um 19 Uhr eröffnet Innen-Staatssekretär Torsten Geerdts die Ausstellung „Weltflecken-Kunst“ in der Bürgergalerie Neumünster. Der Staatssekretär ist Schirmherr der Ausstellung. Gezeigt werden Bilder und Skulpturen von Bewohnern der Landesunterkunft für
Flüchtlinge am Haart. Ergänzt wird die Ausstellung durch Drucke, die die Geflüchteten gemeinsam mit Studierenden der Muthesius Kunsthochschule Kiel gestaltet und gedruckt haben. Außerdem wird die Fotografin Lis Kortmann großformatige Portraitfotos von Bewohnern der Landesunterkunft ausstellen.
„Weltflecken-Kunst“ heißt die Ausstellung in Anlehnung an den künftigen Namen der Landesunterkunft.
Basis für das gemeinsame Projekt der DRK Betreuungsgesellschaft Neumünster, der Muthesius Kunsthochschule und des Landesamtes für Auslanderangelegenheiten war ein Angebot der DRK-Psychologin lrina Shirokov. Sie hatte ein Kunstprojekt ins Leben gerufen, in dessen Rahmen
Flüchtlinge mit Materialien versorgt wurden und kreativ tätig werden konnten. Einige der Flüchtlinge, die seither daran teilgenommen haben, sind schon in ihren Herkunftsländern künstlerisch tätig gewesen, haben teilweise Kunst studiert oder sich damit ihren Lebensunterhalt verdient. „Die kreative Tätigkeit ist eine Möglichkeit, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen, das Schweigen zu durchbrechen.“ So beschreibt Shirokov die Chancen, die aus dem Projekt entstanden sind.
Viele der Bewohner der Landesunterkunft bringen aus ihren Herkunftsländern oder von den Fluchtwegen traumatische Erlebnisse mit. Bei der Arbeit im Atelier, das das Landesamt in einem der Bewohnerhäuser zur Verfügung gestellt hat, können sie sich öffnen, mit ihren Ängsten, Verletzungen und Traumata umgehen.
Wolfgang Kossert, Pressesprecher des Landesamtes, war im Sommer 2019 auf das Projekt aufmerksam geworden und hatte Kontakt zur Bürgergalerie Neumünster aufgenommen. „Die Bürgergalerie e. V. gibt den Geflüchteten mit der Ausstellung die Möglichkeit, ihre Vielseitigkeit zu zeigen. Dafür sind wir dem Verein sehr dankbar.“
18.02.20
Statement zur Ausstellung »Weltflecken-Kunst« von Arne Rautenberg
Als das Ansinnen an mich herangetragen wurde, gemeinsam mit dem Kunstprojektraum der Erstaufnahmeeinrichtung Neumünster ein Ausstellungsvorhaben in die Tat umzusetzen, war ich sehr überrascht.
Denn der Ausstellungsort stand bereits fest, auch die meisten der Arbeiten waren bereits im Kunstprojektraum mit Geflüchteten unter der Leitung von Frau lrina Shirokov entstanden.
Was konnten wir von der Muthesius-Kunsthochschule da überhaupt noch tun? Doch noch einiges: Zusammen mit einer Handvoll Studierender unserer Klasse für Zeichnung und Druckgrafik fuhren wir mit einem Dutzend unterschiedlich großer Linoleumplatten samt Schneidwerkzeug in den Kunstraum – und schnitten einen Tag lang gemeinsam an unterschiedlichen Platten= mehrere Personen, sowohl aus der Erstaufnahmeeinrichtung, wie auch aus der Kunsthochschule, machten gemeinsam alle Platten druckfertig. Es gibt Platten, an denen bis zu 8 Personen mitgewirkt haben …
Eine Woche später durfte die Muthesius Kunsthochschule Gastgeber sein: Wir luden die Künstlerinnen und Künstler aus der Erstaufnahmeeinrichtung zu uns in die Grafikklasse ein, wo unter der Leitung unserer Werkstattleiterin Katharina Jesdinsky die Platten gedruckt wurden. Druckfarbe ist ein ganz tiefes Blau, das die Kontraste gut herausspielt.
Bei der Hängung, die unter meiner Leitung vorgenommen wurde, war mir ein konzeptioneller Ansatz wichtig: Also nicht die einzelnen, ja auch disparaten Künstlerpositionen zu separieren, sondern sie gemeinsam an den zwei großen Wänden als ein „Ganzes“ = wie eine installative
Arbeit erscheinen zu lassen; das versprach mir Wucht und Kraft- und so konnten wir unsere druckgrafischen Arbeiten als Teil vom ·Ganzen mit dazwischen hängen.
Ganz unterschiedliche Ansätze finden sich in diesem „Wandkunstwerk“: die Sehnsucht nach Schönheit, das Verarbeiten von Schmerz und Erinnerung, und das freie Spiel.
Und die Wand trägt auch ein Glücksversprechen in sich, nämlich dieses:
Kunst hat die Kraft, Menschen zusammenzubringen.
Arne Rautenberg ist Lehrbeauftragter Muthesius Kunsthochschule –
Klasse Zeichnung und Druckgrafik.
